Rauchstopp-Websites: Potenzial noch nicht ausgeschöpft
Sep. 2012Digitalisierung im Gesundheitswesen
Onlinetabakprävention. Die Anzahl Rauchstopp-Websites hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Eine systematische Erfassung und Bewertung dieser Angebote fehlte jedoch bislang. Überdies ist unklar, inwiefern die Schweiz in diesem Bereich von den Erfahrungen anderer Länder profitieren könnte. Zur Beantwortung dieser Fragen hat das Institut für Sucht- und Gesundheitsforschung (ISGF) eine Studie durchgeführt.
Die vom Tabakpräventionsfonds finanzierte Studie bestand aus drei Teilprojekten:
1) einer Literaturübersicht zur Wirksamkeit webbasierter Rauchstopp-Programme;
2) einer Bewertung von Schweizer Websites im internationalen Vergleich und
3) einer Bewertung von Schweizer Websites durch Nutzerinnen und Nutzer.
Für das Teilprojekt 1) wurden 16 ausländische Studien untersucht. 14 Studien überprüften Programme zur Förderung des Rauchausstiegs, zwei überprüften kombinierte Programme (Rauchstopp/Verhinderung des Einstiegs bei Jugendlichen). Die verfügbaren Studien zeigen, dass Internetinterventionen wirksam sind, persönliche Beratung im direkten Vergleich aber tendenziell besser wirkt.
Schweizer Websites: im Vergleich gut
Für die Teilprojekte 2) und 3) wurden 9 Schweizer Websites zum Tabakrauchen identifiziert und bewertet. Alle Programme bieten Hilfe beim Rauchausstieg, 4 bieten zusätzlich Inhalte zur Verhinderung des Einstiegs. Die Websites wurden nach Inhalt, Benutzerfreundlichkeit und Einhaltung ethischer Richtlinien beurteilt. Für den Inhalt von Rauchstopp-Programmen besteht eine international anerkannte Kriterienliste, die sogenannte Smoking Treatment Scale Content (STS-C):
– Klarer und deutlicher Rat, das Rauchen aufzugeben
– Erfassen der Aufhörbereitschaft
– Angebot von Ausstiegsplänen
– Psychologische Beratung
– Soziale Unterstützung
– Empfehlung anerkannter medikamentöser Therapien
– Angebot von Follow-up-Kontakten
– Motivationssteigerung durch die Betonung der Relevanz eines Ausstiegs, der Risiken, der Belohnung und durch die Thematisierung von Hindernissen
Ein Vergleich der 5 am besten bewerteten Websites international und national ergab für die internationalen Websites eine leichte Überlegenheit hinsichtlich inhaltlicher Vollständigkeit. Bei den nationalen Websites zeigte sich dagegen eine Überlegenheit hinsichtlich deren Benutzerfreundlichkeit. Auch bei der Einhaltung ethischer Richtlinien der Online-Beratung schnitten die Schweizer Websites vergleichsweise gut ab. Trotz dieser relativ guten Ergebnisse besteht bei den Schweizer Websites insbesondere darin noch Ergänzungsbedarf, dass diese (1) klar und deutlich jeder rauchenden Person raten, damit aufzuhören, (2) soziale Unterstützung anbieten, (3) proaktive Follow-up-Kontakte ermöglichen und (4) die Motivation durch die Betonung von Belohnung fördern. Die potenziellen Nutzerinnen und Nutzer bemängelten insbesondere die geringe Motivierung der Websites, das Rauchen aufzugeben, und die zum Teil wenig ansprechende Gestaltung. Durchwegs gute Noten erhielten hingegen die Verständlichkeit und die einfache Nutzung der Programme.
Empfehlungen zur Optimierung
Die Evaluatoren empfehlen für bestehende und künftige Projekte, die gesamte Kriterienliste der STS-C zu berücksichtigen und Angebotslücken zu schliessen. So fehlen etwa italienischsprachige Programme zur Verhinderung des Raucheinstiegs bei Jugendlichen und Programme zur Reduktion der Passivrauchbelastung. Zudem sollte verstärkt die wichtige Zielgruppe der Migrationsbevölkerung angesprochen werden. Allgemein gilt es, die zunehmenden Möglichkeiten der Interaktion (z.B. über soziale Netzwerke) und Individualisierung zu nutzen. So könnten die Programme noch erheblich an Attraktivität gewinnen.
Schweizer Websites zur Förderung der Rauchabstinenz
Folgende Portale wurden hinsichtlich Vollständigkeit und Benutzerfreundlichkeit am besten bewertet:
www.stop-tabac.ch (Rauchstopp)
www.feelreal.ch (Rauchstopp)
www.at-schweiz.ch (Rauchstopp)
www.emox.ch (Rauchstopp/Verhinderung Einstieg)
www.feelok.ch (Rauchstopp/Verhinderung Einstieg)
Links
Kontakt
Marlen Elmiger, Stv. Leiterin Fachstelle Tabakpräventionsfonds, marlen.elmiger@bag.admin.ch
Dr. Severin Haug, Forschungsleiter, Institut für Sucht- und Gesundheitsforschung, severin.haug@isgf.uzh.ch